Einfaktorielle ANOVA in SPSS
- Alrunya
- 22. Aug. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Sept. 2024
Die einfaktorielle ANOVA (Analysis of Variance) ist ein statistisches Verfahren, mit dem du die Mittelwerte einer abhängigen Variable über mehrere Gruppen einer unabhängigen Variable hinweg vergleichen kannst. Dieses Verfahren ist besonders nützlich, wenn du untersuchen möchtest, ob signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen bestehen, ohne den Fehler zu erhöhen, der durch mehrere t-Tests entstehen könnte. In der Praxis wird die einfaktorielle ANOVA häufig verwendet, um Unterschiede in der Leistung, Zufriedenheit oder anderen Messwerten zwischen verschiedenen Gruppen zu analysieren. In dieser Anleitung zeige ich dir, wie du eine einfaktorielle ANOVA in SPSS Schritt für Schritt durchführst.
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Grundlagen der Varianzanalyse
Die ANOVA teilt die gesamte beobachtete Varianz in zwei Hauptkomponenten auf:
Zwischengruppenvarianz: Diese Varianz entsteht durch Unterschiede zwischen den Mittelwerten der verschiedenen Gruppen.
Innerhalb-Gruppenvarianz: Diese Varianz tritt innerhalb jeder einzelnen Gruppe auf und spiegelt die Unterschiede der einzelnen Werte innerhalb einer Gruppe wider.
Das grundlegende Prinzip der ANOVA besteht darin, das Verhältnis der Zwischengruppenvarianz zur Innerhalb-Gruppenvarianz zu berechnen. Ein hohes Verhältnis weist darauf hin, dass signifikante Unterschiede zwischen den Gruppenmittelwerten bestehen, was darauf schließen lässt, dass die Gruppenzugehörigkeit einen Einfluss auf die abhängige Variable hat.
Im Rahmen der ANOVA werden zwei Hypothesen getestet:
Nullhypothese (H₀): Diese Hypothese besagt, dass es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppenmittelwerten gibt, also die Gruppenmittelwerte gleich sind.
Alternativhypothese (H₁): Diese Hypothese besagt, dass mindestens ein Gruppenmittelwert signifikant von den anderen abweicht, was bedeutet, dass es Unterschiede zwischen den Gruppen gibt.
Wenn das Verhältnis der Zwischengruppenvarianz zur Innerhalb-Gruppenvarianz ausreichend hoch ist, wird die Nullhypothese verworfen, und die Alternativhypothese wird angenommen. Dies deutet darauf hin, dass die Gruppenzugehörigkeit einen signifikanten Einfluss auf die abhängige Variable hat.
Voraussetzungen für die einfaktorielle ANOVA in SPSS
Bevor du eine einfaktorielle ANOVA in SPSS durchführst, müssen bestimmte Voraussetzungen überprüft werden, um zuverlässige Ergebnisse zu gewährleisten:
Unabhängigkeit der Beobachtungen:Jede Beobachtung sollte unabhängig von den anderen sein. Dies wird durch das Studiendesign sichergestellt.
Messniveau:Die abhängige Variable sollte auf einer Intervall- oder Verhältnisskala gemessen werden. Dies wird durch das Messinstrument gewährleistet.
Normalverteilung der Residuen:Die Residuen sollten innerhalb jeder Gruppe annähernd normalverteilt sein. Dies kann mit dem Shapiro-Wilk-Test oder durch die Kennwerte der Schiefe und Kurtosis überprüft werden.
Varianzhomogenität:Die Varianzen zwischen den Gruppen sollten gleich sein. Dies kann mit dem Levene-Test getestet werden. Der Levene-Test wird in SPSS automatisch als Teil der ANOVA-Ausgabe generiert, sodass du die Varianzhomogenität direkt in den Ergebnissen überprüfen kannst.
Diese Voraussetzungen sollten vor der Durchführung der einfaktoriellen ANOVA in SPSS überprüft werden, um die Validität der Ergebnisse sicherzustellen.
Anleitung zur Durchführung einer einfaktoriellen ANOVA in SPSS
1. Gehe zu Analysieren > Mittelwerte vergleichen > Einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA).

2. Wähle die abhängige Variable aus und füge sie zum Feld Abhängige Variable(n) hinzu.
Im vorliegenden Beispiel ist die Abhänige Variable (Arbeits-)Motivation.

3. Wähle die unabhängige Variable (Gruppenvariable) aus und füge sie zum Feld Gruppenvariable hinzu.
Im vorliegenden Beispiel ist Gruppenvariable Berufsgruppen.

4. Klicke auf Optionen > ... und setze ein Häkchen bei Deskriptive Statistiken. > Setze ein weiteres Häkchen beiTest der Varianzhomogenität.
Das Häkchen bei Deskriptive Statistiken wird gesetzt, um sich Mittelwerte und Standardabweichungen in Abhängigkeit der Gruppen anzeigen zu lassen. Test der Varianzhomogenität wird ausgewählt, um den Levene-Test auszuführen.

5. Klicke auf Post-Hoc... , wähle einen Post-hoc-Test wie **Bonferroni** aus, um paarweise Vergleiche zwischen den Gruppen durchzuführen.
Mit einem Post-hoc-Test wie Bonferroni kannst du nachweisen, welche Gruppen sich signifikant voneinander unterscheiden, nachdem die ANOVA Unterschiede zwischen den Gruppenmittelwerten gezeigt hat.

6. Bestätige alle Einstellungen und klicke auf OK, um die ANOVA durchzuführen.
Überprüfe vor dem Start der Analyse, dass das Häkchen bei Effektgröße für gesamte Tests schätzen gesetzt ist, um die Stärke der festgestellten Unterschiede zu messen.

7. Ergebnisse im Output betrachten


Deskriptiven Statistiken betrachten
In den drei Gruppen (Büroangestellte, Handwerker und Freiberufler) befinden sich jeweils 50 Personen. Die durchschnittlich erreichte Arbeitsmotivation beträgt in der Gruppe der Büroangestellten 4.56 (SD = 0.79). In der Gruppe der Handwerker liegt die durchschnittliche Arbeitsmotivation bei 4.91 (SD = 0.68) und in der Gruppe der Freiberufler bei 4.97 (SD = 0.81).

Ergebnisse des Levene-Tests prüfen
Um die Voraussetzung der Varianzhomogenität der Gruppen zu prüfen, betrachte den Levene-Test in der Zeile "Basiert auf dem Mittelwert". Wird dieser Test nicht signifikant, bedeutet das, dass die Annahme der Varianzhomogenität nicht verletzt ist. In unserem Beispiel ist der Levene-Test nicht signifikant, p = .434, das heißt, die ANOVA kann ohne Bedenken durchgeführt werden.
Ergebnisse der einfaktoriellen ANOVA interpretieren
In der Regel sind der F-Wert, die Freiheitsgrade und das Signifikanzniveau (p-Wert) die wichtigsten Werte in dieser ANOVA-Tabelle. In unserem Fall ist der Test signifikant, F(2, 147) = 4.24, p = .016. Das bedeutet, dass es signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen gibt.

Effektgrößen
Als nächstes können auch die Effektgrößen betrachtet werden. In der Tabelle ist das Eta-Quadrat von besonderer Bedeutung, da es die erklärte Varianz angibt. Ein Eta-Quadrat von .05 deutet auf einen kleinen bis mittleren Effekt hin, was bedeutet, dass ein kleiner Teil der Varianz in der Arbeitsmotivation durch die Gruppenzugehörigkeit erklärt wird.
Interpretation der Post-hoc-Tests (Bonferroni) für die Arbeitsmotivation
Die Tabelle zeigt die Ergebnisse des Bonferroni-Post-hoc-Tests für die Arbeitsmotivation zwischen verschiedenen Berufsgruppen. Signifikante Unterschiede wurden zwischen Büroangestellten und Freiberuflern festgestellt (p = .024), wobei die Freiberufler eine höhere Arbeitsmotivation aufweisen. Zwischen Büroangestellten und Handwerkern sowie zwischen Handwerkern und Freiberuflern wurden keine signifikanten Unterschiede beobachtet (p > .05).

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